Lauter Abenteuer

Lauter Abenteuer

Es gibt mal wieder so einiges zu erzählen. Vor ein paar Wochen hat mein LAR (eine Person von der Austauschorganisation, die ein paar Austauschschüler betreut. Das bedeutet, dass wir monatlich ein kurzes Telefonat haben und ich mich bei Problemen an sie wenden kann. Mein LAR ist Coralene, die Stiefmutter von Shane, meinem Gastvater) ein Wochenende voller Abenteuer mit ein paar anderen Austauschschülern – die Hälfte davon war deutsch – und mir organisiert.

Alle anderen wohnen etwa 4 Stunden entfernt weiter im Süden. Da unsere Abenteuer näher an meinem zu Hause lagen, haben alle in unserem Garten gezeltet. Als erstes waren wir black water raften. Das heißt wir sind durch schmale Höhlengänge durch die ein Fluss fließt teilweise gewatet und teilweise in unseren Schwimmringen getrieben. Der spaßigste Teil war, 1,5 Meter von einem Mini-Wasserfall runterzuspringen… rückwärts – aber mit Schwimmring unter dem Hintern. Außerdem konnte man im dunkeln fluoreszierende Larven einer bestimmten Mücken- oder Fliegenart (arachnocampa luminosa) sehen. Da sich das nicht ganz so gut verkaufen lässt, werden sie einfach glowworms (Glühwürmchen) genannt. Sie sehen auf jeden Fall ziemlich cool aus.

Die Fotos, die während der Tour geschossen wurden, kostesten Geld, also muss es hier ein Foto aus dem Internet machen, um euch einen Eindruck zu vermitteln.

Außerdem waren wir in Hobbiton! Der Guide hat ein paar interessante Fakten zu Filmtricks, ungeplanten Szenen und dem Aufbau des Sets erzählt und am Ende gab es ein Freigetränk im grünen Drachen (da aber fast alle Getränke Alkohol enthielten, habe ich darauf verzichtet). Es wird gerade ein neuer Teil an das Filmset angebaut, ein voll ausgestattetes Hobbithaus zum reingehen. Leider war es noch nicht fertig, als wir dort waren, aber als Entschädigung für den Lärm (der am Sonntag gar nicht da war) und die Bauarbeiten auf einigen Fotos hat jeder einen Krug geschenkt bekommen. Da ich in Deutschland bisher nur den ersten Herr der Ringe Film gesehen habe, habe ich innerhalb der nächsten Woche den ersten Teil noch einmal geguckt und die anderen beiden Teile nachgeholt.

Einige der Türen waren 60% und einige 90% der normalen menschlichen Größe. Die verschiedenen Türen durften dann natürlich nie im gleichen Shot auftauchen.
Der Baum im Hintergrund sieht ganz normal aus, oder? Tja, er ist komplett künstlich. Das sieht man aber nur wenn Wind weht.

An einem Abend sind alle von uns, die wollten, den Hakarimata, einen lokalen Berg hochgeklettert. Es war eine 2-stündige Nachtwanderung mit 1349 Stufen hoch und runter mit der Belohnung eines Blicks über Ngaruawahia – im Prinzip eine Ansammlung von einer Menge Lichtern im Dunkeln. An den Felsen konnte man übrigens auch glowworms entdecken.

Zum Abschluss waren wir dann am Strand, wo wegen Cooper und Spencer natürlich eine Sandburg gebaut werden musste. Außerdem haben Spencer, Lucy und ich uns gegenseitig im Sand eingebuddelt. Insgesamt also eine Menge Spaß… und auch eine Menge Sand überall.

Danach haben die beiden mich eingebuddelt

Nachdem die anderen Austauschschüler wieder abgereist waren, wäre eigentlich wieder ein Schultag gewesen, aber nicht für mich. Stattdessen habe ich Einfahrten mit „Vorsicht Motorsport“-Absperrband versehen. Die Schlucht runter von Glen Massey nach Ngaruawahia gab es nämlich ein Rally-Event. Von 9 bis 12 Uhr durfte kein Auto außer den Rally-Autos die Straße befahren. Ein paar Eltern von Glen Massey School haben sich als Helfer bereiterklärt, um ein bisschen Geld für die Schulkasse zu verdienen. Daher bin ich mit Shane mitgekommen und habe die ganzen Einfahrten dicht gemacht. Da in dieser ländlichen Gegend die ganze Straße lang immer mal wieder Einfahrten abgingen, mussten wir immer ein Stück fahren, anhalten, ein Stück fahren, anhalten, usw. Das war deutlich einfacher zu zweit und hat auch irgendwie Spaß gemacht. An einer T-Kreuzung mussten wir die Abfahrt absperren und haben uns das Rennen von dort aus angeschaut. Danach hieß es, all das Absperrband wieder zu entfernen, wobei wir an einem Rennwagen vorbeigekommen sind, der von der Straße abgekommen war. Die Fahrer, also Fahrer und Co-Fahrer, der dem Fahrer die Kurven ansagt, waren aber ok.

Anfang November waren wir bei einem weiteren Race-Event, diesmal aber auf einer Rennstrecke. Es war eine ovale 380 m lange Piste auf der sogenannte Stock Cars um die Wette fahren. Es gibt verschiedene Klassen mit verschiedenen Autos und Motoren, die zugelassen sind und eine davon ist Ministock mit 12- bis 16-jährigen Fahrern. Eine meiner Freundinnen war ebenfalls auf der Rennstrecke. Wir saßen mit unseren Campingstühlen auf der großen Wiese nur 20 m vom Zaun entfernt, leicht erhöht, und hatten daher einen ziemlich guten Blick. Der Nachteil ist, dass es auch ziemlich laut wird. Meine Gastfamilie war aber schon öfters bei solchen Veranstaltungen und hat mit Ohrschützern vorgesorgt. Gegen Ende gab es zusätzlich noch ein Feuerwerk, dass den ganzen Himmel ausgeleuchtet hat. Ammie und Shane haben gesagt, dass es in den vergangenen Jahren besser war, aber mir hat auch dieses gut gefallen.

Shane hat eine Waffenlizenz und ein paar Gewehre und in Neuseeland darf man in jedem Alter ein Gewehr benutzen, solange jemand mit einer Waffenlizenz daneben steht und es überwacht. Daher durften Cooper und ich vorletztes Wochenende ein bisschen Zielschießen. Wir haben mit einem Luftgewehr auf etwa 10 m Entfernung gestartet, dann haben wir mit einem Gewehr mit Zielfernrohr auf 60 m Entfernung geschossen. Während diese beiden Waffen quasi keinen Rückstoß hatten, durfte ich dann noch eine Waffe ausprobieren, die definitiv wehtut, wenn man sie falsch hält.

60m, kein Rückstoß, A4 große Zielscheibe und eine Menge Spaß
auch das ist ein A4 Papier

Es gibt hier Kaninchen, Ziegen, Magpies (eine Vogelart) und andere nicht heimische Tiere, die die heimischen Tiere und Pflanzen fressen. Deshalb schießt Shane gelegentlich ein paar Kaninchen oder Magpies. Das letzte Mal allerdings hat er mich gefragt, ob ich es gerne probieren würde. Ich habe natürlich ja gesagt und es hat eine Weile gedauert, weil das Fadenkreuz einfach nicht auf dem Kaninchen bleiben wollte, aber dann habe ich geschossen… und getroffen!

Außerdem haben Shane und Ammie Bögen, mit denen wir jetzt schon zweimal auf eine Zielscheibe auf einem Heuballen geschossen haben. Der Heuballen ist vor dem offenen Feuerholzschuppen aufgestellt und als ich versehentlich zu hoch geschossen habe, habe ich einen Pfeil im Dachbalken des Schuppens versenkt. Cooper musste auf das Feuerholz klettern, um den Pfeil wieder herauszuziehen, aber sowohl der Pfeil als auch der Schuppen sind ok.

Seit ein paar Wochen sind alle Seniors meiner Schule (Klasse 11 bis 13) on study leave. Das bedeutet, theoretisch muss man nicht mehr zur Schule kommen. Allerdings gibt es ein paar Leute, die noch Projekte zu beenden haben (wie den Tisch in hard materials) oder für die Klausuren lernen. Daher kommen einige Schüler noch zur Schule. Es schreiben aber nicht alle die Klausuren mit, da sie nicht notwendig sind, um das Jahr zu bestehen, sondern dadurch kann man endorsement in einem Fach bekommen, was man fürs studieren braucht und auch sonst bestimmt karrieretechnisch weiterhilft.

Die offizielle Schulzeit hat mit einer Preisvergabe geendet, wo besondere Erfolge, wie zum Beispiel der beste Schüler in jedem Fach aus jeder Jahrgangsstufe und 13-Klässler, die Stipendien gewonnen haben, geehrt wurden. Zu fast jedem der mindestens 50 Preise wurde eine Trophäe vergeben, die am Anfang auf der Bühne aufgereiht waren. Auch ich habe einen Preis bekommen, den „Principal’s special award for outstanding achievement“. Zusammen mit einer Urkunde habe ich eine ziemlich große Trophäe bekommen, die ich behalten und mit nach Hause nehmen darf.

Auf der Trophäe ist sogar mein Name eingraviert

Ich habe insgesamt 6 Klausuren in 4 Fächern (in Chemie und Physik habe ich je 2 Themen), was im Vergleich zu meinen Klassenkameraden relativ viel ist. Daher bin ich jeden Tag in der Schule, denn selbst wenn ich mal nicht für eine Klausur übe, arbeite ich an meinem Tisch weiter. Der Tisch hat übrigens deutliche Fortschritte gemacht, denn die joints meiner Tischbeine passen in die Löcher in der Tischplatte und die joints der sogenannten rails zwischen den Tischbeinen für eine bessere Stabilität sind auch nahezu fertig. Am 27. November ist meine letzte Klausur.

Mittlerweile sind schon wieder zwei Pakete angekommen, diesmal mit Adventskalendern und Bastelsachen. Vielen Dank! Wir haben auch sofort losgelegt und angefangen, Weihnachtsdeko und Papierflieger aus dem Papierfliegerbuch, das die Jungs bekommen haben, zu basteln. Nach nur 2 oder 3 Tagen waren schon 3 große Sterne, 4 kleine Sterne und mindestens doppelt so viele Papierflieger fertig. Wir sind präpariert – der Dezember kann kommen.

Außer der Vorweihnachtszeit startet im Dezember auch meine Südinseltour, auf die ich mich schon freue. Es ist eine 11-tägige Tour mit anderen Austauschschülern bei der wir die Highlights der Südinsel Neuseelands besuchen und hoffentlich lauter weitere Abenteuer erleben. Der Rest der Ferien wird nicht weniger langweilig werden mit Weihnachten (hier übrigens am 25. Dezember), Neujahr und viel campen, inklusive einer Woche Mathe-Camp.

4 Gedanken zu „Lauter Abenteuer

  1. Moin moin,
    ein paar Sachen hattest du uns ja gestern schon im Telefonat verraten. Jetzt haben wir noch die tollen Fotos dazu. Wir wünschen weiterhin viel Spaß und Freude, alles Gute für die Prüfungen und dann schöne, erlebnisreiche Ferien. Ganz liebe Grüße aus Schwerin.

  2. Hi Josephina,

    Das klingt ja spannend und ereignisreich, was du erlebst.
    Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und viel Erfolg in deinen Prüfungen. 6 Klausuren ist ja ganz schön viel 😄

    Genieße die Zeit in Neuseeland und erlebe ganz viel 😀

    Liebe Grüße aus Freiburg
    Erik

  3. Liebe Josephina,
    zunächst wünschen wir dir, du „Trophäensammler“, ein tolles Neues Jahr und weiterhin eine so spannende und aufregende Zeit in New Zeeland! Danke für deinen Bericht, es liest sich herrlich, wir können quasi miterleben!
    Auch wenn wir etwas spät sind mit unseren Grüßen, sie kommen von Herzen! Genieße weiter dieses NZ-Abenteuer, denn es ist so GREAT für dein Leben.
    Liebe Grüße mit ein paar Schneeflocken von Rügen, Gerd und Thea

  4. Vielen lieben Dank für die Einsicht in das Leben Vorort. Sehr viele interessante Informationen.

    Wann gibt es was neues?
    So lange wie ich gebraucht habe, sollte es ein Update geben 😋

    Viele Grüße und extra Grüße von Vincent ❤️

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