Last but not least (fürs Erste)

Last but not least (fürs Erste)

Wo waren wir beim letzten Mal stehen geblieben? Ach ja, die berüchtigte Zufahrt zum Purnululu National Park. Diese 53km lange gravel road läuft dem eigentlichen Nationalpark fast den Rang ab und ist ein beliebtes Thema unter allen Reisenden in „Doubleyou Ay“ (WA). „Euer Autovermieter erlaubt diese Route!?“ „Wie ist der aktuelle Straßenzustand?“ „Ich kenne jemanden, dem ist da mal … (wahlweise: der Reifen zerschreddert, der Trailer zerbrochen, der Wagen stecken geblieben)“. Die Einschätzungen reichen von Uiuiui bis „walk in the park“ (bezogen auf unser Equipment). So sind wir gespannt aber zuversichtlich als wir uns auf das „Abenteuer“ einlassen.

Was uns dann erwartet, ist durchaus anders als alles, was wir vorher erlebt haben. Wobei das nicht ganz korrekt ist. Wir haben nur noch nie alle Aspekte einer 4WD Strecke so kompakt in 3D erlebt. Die Route erfreut uns mit einem sehr ausgeprägten horizontalen und vertikalen Profil (mit hoher Frequenz und Amplitude), gespickt mit scheinbar endlosen Currogations und routiniert eingestreuten felsigen Abschnitten sowie zur Abrundung noch fünf, ganz ordentlichen Wasserdurchfahrten. Dank der gesammelten Erfahrungen und des gewachsenen Vertrauens in die Fähigkeiten unseres „Marty“ können wir den Spaß als krönenden Abschluss unserer 4WD Erfahrung in vollen Zügen genießen. (Ich darf rein – und Tine wieder 1,5h rauskurven.)

Der Nationalpark besteht hauptsächlich aus der Bungle Bungle Range, einer einzigartigen Felsformation, die erst in den achtziger Jahren einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde und die seit 2003 zum UNESCO Weltnaturerbe zählt. Berühmt sind die tiefen Schluchten sowie die bienenkorbförmigen und gebänderten Felsstrukturen. Natürlich wird beides von uns vorschriftsmäßig erwandert. Und wieder stellt sich das Problem – wie kann man die Umgebung, die Dimensionen und die Lichtstimmung halbwegs auf ein Foto bannen und den Gesamteindruck ansatzweise transportieren? Wir geben uns Mühe, kämpfen aber nach wie vor mit den vielen Einstellmöglichkeiten der Kamera. (Drohnen sind im Nationalpark leider wieder nicht erlaubt.) Andererseits sollte ohnehin das eigene bewusste Erleben im Vordergrund stehen und die Bilder als Erinnerungshilfe fungieren.

Die Schluchten führen mehrere hundert Meter tief in den Berg hinein.
Mit Weitwinkel kann man aus dem eigentlich recht kleinen Felsüberhang den Eindruck eines Felsendoms erzeugen.
Hier gibt es keine Segwaytouren!

Nach drei Tagen ist auch das letzte geplante touristische Highlight „abgehakt“ und wir machen uns an die restlichen 1.200km zurück nach Darwin. Ausgerechnet jetzt verliert unser Reifen hinten links (seeeeehr) langsam aber deutlich über Nacht Luft. Das ist der „Platten“ von den Mitchell Falls, dessen Felge wir in Broome haben reparieren lassen und der jetzt den Platz des „Schredderreifens“ eingenommen hat. Was solls, dass muss jetzt die letzten zwei Tage noch so halten (natürlich mit regelmäßigem Druck messen und morgendlichem Aufpumpen). Am Wolfe Meteroite Crater hatte uns bereits eine Kontrolllampe des Bremssystems regelmäßig unregelmäßig „geärgert“. Ein Check in Halls Creek ergab einen (komplett) verschmutzten Geschwindigkeitssensor an genau jenem Rad. So langsam scheint unser bislang so zuverlässige „Marty“ der Tour seinen Tribut zu zollen. Halte durch! Ist nicht mehr weit!

Unser Sorgenkind – der Reifen.

Am ersten Abend nach Purnululu erreichen wir nach 650km endlich am Victoria River Roadhouse einen richtigen Campground. Ich verrate hier mal ein kleines (und im wahrsten Sinn) schmutziges Geheimnis von 4WD Outback Touren in Western Australia. Die allermeisten Campgrounds der Nationalparks und alle „Overnightstay Parking Areas“ haben nur (oftmals recht saubere) Plumpsklos und keine Duschen. Nach sechs Tagen in solchen Gefilden hat sich eine heiße Dusche mittlerweile einen recht hohen Platz auf unserer Rangliste der größten zivilisatorischen Errungenschaften erarbeitet.

Wenn es abends draußen zu kalt ist, wird halt das Autokino aufgebaut.

Der Rest der Tour ist schnell erzählt: Kilometer abspulen, Fahrzeug komplett ausräumen, Ausrüstung reinigen, Sachen sortieren und packen, auftanken, „Marty“ ausgiebig schrubben und aussaugen, uns tränenüberströmt von unserem fünften Expeditionsmitglied verabschieden (ok, ganz so schlimm war es nicht) und dann einen entspannten Tag in Darwin verbringen u.a. mit einer traditionellen Partie Minigolf, bevor es dann morgen planmäßig über Singapur und Frankfurt nach Toronto geht. Ok, streicht den letzten Teil. Bislang gab es bei jedem Flug dieser Tour Probleme. Warum sollte das jetzt anders sein? Hätten wir auch selbst drauf kommen können.

Im Wagen hatte alles seinen Platz. Jetzt muss der Kram wieder zurück in die Rucksäcke.
Wir versuchen, überall wo wir hinreisen, die lokalen Minigolfplätze zu testen.

Kurzer Rückblick: Ursprünglich wollten wir am Montag unseren Wagen abgeben, Dienstag in aller Frühe mit Jetstar nach Singapur fliegen, dort innerhalb von 5h einreisen, Gepäck abholen, einchecken und Security absolvieren, um dann mit Singapore Airlines nach Frankfurt zu fliegen, beim Flughafen übernachten, Jonathan Mittwoch in den Zug nach Wolfsburg setzen (Er fährt weiter zum Bundeslager der Pfadfinder.) und dann am Nachmittag entspannt mit Air Canada nach Toronto aufbrechen. Soviel zum Plan.

Anfang Juni meinte Singapore Airlines unseren Flug um 3h vorziehen zu müssen. Das wird zu knapp! Umbuchung, Kompensation und Service gleich Null! (Wir hätten einen Alternativflug für ca. 1.000 € Zusatzkosten pro Person buchen können!) Das kleinste Übel war da noch den Jetstarflug (aus dem internetarmen Outback heraus) auf Montag früh (ein Tag eher) umzubuchen (für deutlich weniger Geld). Bedeutet allerdings auch, „Marty“ (ohne Erstattung) zwei Tage eher abgeben (da Sonntag keine Abgabe möglich ist), sowie eine zusätzliche Übernachtung in Darwin und in Singapur zu buchen. Nicht schön, aber angesichts der Umstände die beste Lösung. Das ist aber noch nicht das Ende der Story. Zwei Tage vor Abflug informiert Jetstar uns, dass unser Flug mal eben um 8,5h nach hinten verschoben wird. Jetzt sind wir heilfroh, dass wir durch das Vorziehen einen Tag Luft in Singapur gewonnen haben. Hätten wir diese Verschiebung erst jetzt mit unserer ursprünglichen Planung erfahren, wären alle Flüge bis Toronto für die Katz gewesen. Was für ein (Glück im) Chaos. Da kommt auch die beste Planung an ihre Grenzen. Bleibt noch die Frage, wie das Umsteigen in Frankfurt klappen wird. Normalerweise würden wir daran keinen Gedanken verschwenden. Wenn man allerdings die deutschen Nachrichten zum Thema Fraport verfolgt, scheinen Gewissheiten auch nicht mehr das zu sein, was sie mal waren. Es bleibt spannend.

Das ist doch nur noch im Suff zu ertragen: Apple Cider, Mango Beer, Balter Hazy IPA, Pinky Lemonade, Code Brown Ale, Hippie Hoppie Lager.

8 Gedanken zu „Last but not least (fürs Erste)

  1. Danke für eure letzten Aus-und Einsichten + Eindrücke. Da kann man nur hoffen, das ihr alles irgendwie hinkriegt. Reisen bleibt eben spannend…und entscheiden ist: Ihr seid gesund! Hzl. eure Gerd und Thea

  2. Wir wünschen, dass eure Reise weiterhin gut verläuft und freuen uns schon darauf Jonathan am Mittwoch in Empfang zu nehmen. Liebe Grüße aus Schwerin. 😁😎

  3. Ohmanohman, wie haben die das nur früher hingekriegt, als die ihre Reisen noch per Post terminiert haben.
    Aber da mussten Verträge ja auch noch eingehalten werden. Die AGB’s waren entweder aus Metall und auf einer Seite sehr scharf oder hatten einen Durchmesser von 9mm.
    Heute macht die andere Seite was sie will und stellt zusätzliche Kosten in Rechnung. Verrückter Planet.
    Kommt alle gut an und habt weiter viel Spaß.
    LG Ute und Norbert

  4. Euer Sonntagsanruf war wieder so „nah“ und TAGVERSCHÖNERND! Auch der letzte down-under-Block lässt uns staunen: das Farbenspiel in den gigantischen Schluchten, diese Weiten und euer „treuer“ Begleiter. Dann das Pack-Puzzle!! Und viel Spaß beim Bilder-AUS-sortieren = hab‘ Erfahrung🤣
    Guten, guten Flug und Weiterreise🍀
    Eure Bootsschuppen-Segel-Urlauber
    P.S. Gerade sind alle Drillinge hier und lassen euch herzlichst grüßen.

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