Buenos Aires
[Sebastian 19.10.2015]
Auch nach fast zwei Wochen in Buenos Aires sind wir mit den Argentiniern immer noch nicht wirklich warm geworden. Das liegt jedoch nicht an der schönen, trubeligen und vielfältigen Stadt, die uns die meiste Zeit mit herrlichem Frühlingswetter verwöhnt. Auch die vielen kleinen und großen Dinge, die hier nicht oder nur sehr langsam oder umständlich funktionieren sind eher zum Wundern als zum Ärgern. So etwas haben wir schließlich anderswo auch schon oft genug erlebt.

Hier residiert das Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation. Da wird einem einiges klar …
Es sind die unglaublich unfreundlichen Menschen hier, die uns sehr befremden. Auch Chile und Bolivien waren nicht zu vergleichen mit der überschäumenden Herzlichkeit Asiens, Neuseelands und der Südsee, aber zu den Argentiniern finden wir einfach keinen Draht. Die Autofahrer hier sind die schlimmsten, die wir je erlebt haben. Ohne Rücksicht auf Fußgänger wird hupend mit Höchstgeschwindigkeit abgebogen und wer nicht von der Straße springt, wird umgefahren. (Was für ein Unterschied zum Nachbarland Chile, wo wirklich für jeden Fußgänger, der am Straßenrand stand, gebremst wurde.) Spricht man mit jemanden auf der Straße, in Läden oder Restaurants kann man Glück haben und wird wenigstens angesehen – ein Lächeln, ein freundliches Wort oder gar einen Scherz sollte man jedoch nicht erwarten. Meist wirken die Leute einfach gelangweilt oder genervt. Die wenigen positiven Ausnahmen sind dann jedes Mal ein Highlight für uns. Das klingt jetzt wahrscheinlich alles sehr negativ, aber wir wollen Euch an unseren Erlebnissen möglichst authentisch teilhaben lassen und da gehört diese traurige Wahrheit leider dazu.
Wir haben jetzt aber natürlich nicht zwei Wochen Trübsal geblasen, sondern auch diesmal die Zeit genutzt und die Stadt mit ihren vielen schönen Seiten erkundet.
Zuerst wird aber Geld getauscht. Die unüberhörbaren „Arbolitos“ (“Cambio, cambio, dolares, euros, cambio!”) in der Calle Florida bringen einen, wenn man sich handelseinig ist, zu den eigentlichen Schwarzmarktwechselstuben. Die reichen von Hinterhofecke über windiges Büro in einem Bürogebäude bis hin zu professionellen Geldwechselschaltern mit Zählmaschinen. Immerhin bekommen wir so ca. 70% mehr als zum staatlich festgelegten Kurs und müssen auch nicht täglich zum Geldautomaten.
Unser Hotel ist sehr zentral in der Nähe der gewaltigen Avenida 9 de Julio gelegen. Wir zählen 21 Spuren. Wir benötigen immer zwei Ampelphasen, um sie zu überqueren.

Der Obelisk thront im Zentrum der Avenida 9 de Julio und ist ein Wahrzeichen von Buenos Aires.
Als Erstes erkunden wir im Norden der Stadt den berühmten Friedhof Recoleta. Ein Labyrinth von reich verzierten und protzigen Mausoleen. Hier ruht neben anderen reichen und berühmten Personen auch Maria Eva Duarte de Peron genannt Evita.

Einzelne Mausoleen sind zum Teil über 100 Jahre alt.
Abends gehen wir in ein feines Restaurant im Stadtteil Palermo und dieses schafft am Ende der Reise, was weder asiatische Essensstände noch tropische Strandpicknicks geschafft haben. Ich verderbe mir übel den Magen an dem Steak. Danach bin ich erst mal zwei Tage außer Gefecht. Zurück unter den Lebenden machen wir den alten Hafen Puerto Madero unsicher. Hier ist ein modernes Stadtviertel entstanden, dass wir mit Hilfe eines Geocaching-Multis einmal komplett durchstreifen.

Sehr nett. Ein bisschen wie Hamburg Hafencity.
Auch die Kinder kommen beim Besuch des Zoos und des hiesigen Kindermuseums auf ihre Kosten.

Das Bild haben wir extra für Fabi aufgenommen! (Für den Blog extra im Querformat.)

Hier können sich die Kinder in vielen Berufen ausprobieren. Gesponsort u.a. von McDonald’s.
Ein Besuch in Buenos Aires ist natürlich nicht vollständig, ohne eine der vielen Tangoshows gesehen zu haben. Tine entscheidet sich für eine kleine Vorstellung im Cafe Tortoni in einem gemütlichen Kellertheater und landet einen Volltreffer. Ein sehr gelungener Abend.

Von unserem Tisch in der ersten Reihe konnten wir alles hautnah bewundern.
Von Olli hatten wir den Tipp, der Buchhandlung El Ateneo Gran Splendid einen Besuch abzustatten. Der Laden war früher ein Theater und strahlt eine tolle Atmosphäre aus.

Da macht das Stöbern Spaß. Leider ist das Meiste auf spanisch.
Zu guter Letzt wollte ich die argentinische Fleischkunst in guter Erinnerung behalten und so haben uns das „La Cabrera“ in Palermo mit einem 800g Bife de Chorizo und das „La Brigada“ in San Telmo mit einem butterweichen Cuadril noch mal gezeigt, wie phantastisch gut Rindfleisch zubereitet werden kann. Das Fleisch wurde tatsächlich mit einem Löffel!!! zerteilt. Unglaublich!

800g zerteilt “with a f****** spoon!”
Den letzten Sonntag unserer Reise sind wir dann den großen Sonntagsmarkt in San Telmo entlanggebummelt (und meine Frau kann extrem intensiv bummeln!) und haben dem Stadtteil La Boca mit seinen bunten Häusern und Tangotänzern einen Besuch abgestattet.

Abseits der Hauptstraßen und abends wohl ein rauhes Pflaster, aber tagsüber haben wir uns in La Boca sehr wohl gefühlt.
Heute ist großer Packtag bevor wir morgen dann endgültig Abschied nehmen von unserer langen Familienreise. Wir sind alle sehr zufrieden und dankbar für diese großartige Erfahrung, von der wir noch lange zehren werden. Jetzt freuen wir uns schon riesig auf zu Hause, Familie und Freunde (und sogar auf die Schule und die Arbeit).
Wie Marty McFly sind wir dann pünktlich am 21.10.2015 zurück in der Zukunft.
9 Gedanken zu „Buenos Aires“
Ich hoffe, Ihr habt den letzten Flug gut überstanden und seid wohl behalten in Deutschland angekommen. 🙂
Obwohl ich mich hier nicht wirklich oft zu Wort gemeldet habe, habe ich sehr oft an Euch gedacht und mit großem Interesse Eure faszinierende Reise, Eure aufregenden Abenteurer und Eure interessanten Geschichten dazu verfolgt. “Ein Jahr weg” klang sooo lang und doch war es ratzfatz zu Ende. 😮
Nun ist Euer “Jahresurlaub” zwar vorbei, doch die Erinnerung kann Euch niemand nehmen. Habt vielen Dank, dass wir an diesen Erinnerungen teilhaben durften!
Wir wünschen Euch von Herzen alles Liebe und Gute!
Viele liebe Grüße ( bitte auch an Eure Eltern) von Franz und Verena
Liebe Grüße
Mandy
Josephina und Jonathan,
“zurück in der Zukunft”
Ja, was für ein Jahr?! … für euch und auch für uns … für uns alle, die wir an euern phantastischen Erlebnissen teilhaben durften, die wir mit euch staunen und uns freuen durften. Danke für all eure wunderschönen Artikel. Und jetzt sind wir schon sooo gespannt und wünschen euch einen guten Rückflug!!!! Seid ganz lieb gegrüßt von
OpaPaDieter und OmaMaAnne
auch der längste Urlaub geht irgendwann zu Ende. Wir wünschen euch noch einen angenehmen Flug und erwarten euch dann am Flughafen in Frankfurt. Es wird sicherlich viel zu erzählen geben. Wir freuen uns schon sehr auf unser Wiedersehen.
Liebe Grüße Ingrid&Dieter