Das große rote Funkloch

Das große rote Funkloch

Nein, wir sind nicht verschollen und haben auch keine Schreibblockade. Allein das mobile Internet ist hier ein kostbares Gut und funktioniert selbst an Touristenhochburgen wie Kings Canyon manchmal nur bitweise. Daher jetzt ein Monsterbeitrag um die aufgeregte Leserschaft wieder auf den aktuellen Stand des bisherigen Geschehens zu bringen.

Wir sind definitiv noch nicht im Reisemodus angekommen. Selbst für Urlaub sind die Tage gut durchgetaktet. Aber wir wollen über das selbstgewählte Schicksal nicht klagen, immerhin erleben wir ja dafür auch so einiges. Samstag haben wir noch die letzten Sachen eingekauft (Panzertape, Kabelbinder, Thermoskanne, Fleecedecken – haben ist besser als brauchen) und sind dann rübergefahren zum Uluru (ehemals bekannt als Ayers Rock). Bis vor ein paar Monaten bin ich davon ausgegangen, dass der von Alice Springs aus quasi „um die Ecke“ liegt. Tut er auch – für australische Verhältnisse sind 430km quasi „um die Ecke“. Wir kommen auch gut mit (in Northern Teritories legalen) 130 km/h voran bis mir (endlich) der große rote Aufkleber vor mir an der Windschutzschiede auffällt, der mich belehrt, dass dieses Mietfahrzeug max. mit 110 km/h bewegt werden darf und eine eingebaute Telematic dies überwacht. Ups – hoffentlich legen die das nicht zu streng aus. (Angeblich stellen die bis zu 300 A$ in Rechnung.) Also ab jetzt noch vorschriftsmäßiger durchs 30 Grad heiße Outback. (Wir sind so froh, dass wir im Winter hier sind).

B&B auf australisch

In Yulara, dem zentralen Touristenort vor dem Nationalpark schnell das Zelt aufgebaut und dann rüber zum Sonnenuntergang am Uluru. Leider verhagelt uns der bedeckte Himmel das versprochene rote Glühen. Die Wolken haben sich auch am nächsten Morgen noch nicht verzogen, so dass unser frühes Aufstehen (5:45 Uhr!), um pünktlich am 45km entfernten Sunrise-Point bei den Kata Tjutas (dem stärker erodierten Gegenstück des Uluru) zu sein, nicht belohnt wird. Dafür sind wir früh bei den Kata Tjutas für die obligatorische „Valley of the winds full circuit“ Wanderung (7,5 km). Sehr beindruckend zwischen den roten Felsen rumzukraxeln! Im Sommer (bei mehr als 36 Grad) wird der Track regelmäßig ab 11:00 Uhr morgens gesperrt, weil sonst die Dehydrierung zwischen den aufgeheizten Felswänden zu hoch ist. Wir hatten verträgliche ca. 26 Grad und besagten Wind. Heißer hätte auch nicht Not getan.

Noch sind die Temperaturen erträglich

Zurück im Lager freuen wir uns auf frisch zubereitete Spaghetti Bolognese – Allein die beiden Butankocher sind sehr windanfällig und so wird das Kochen wohl auch die nächsten Tage zu einer seeehr zeitraubenden Angelegenheit.

Unser kleines Heim. Im Heck sind lange ausziehbare Staufächer und eine große Kühlbox.

Ein bisschen Zeit für Stadtbummel in Yulara (ein Supermärktchen, drei Souvenierläden, ein Fastfoodrestaurant, Touri-Info, Post, Bank) bleibt noch bevor wieder die Pflicht ruft: Sunset-Viewpoint die Zweite! Diesmal spielt das Wetter mit und wir erleben live die kontinuierliche Farbveränderung des Uluru. Das Licht und die Farben sind schwer mit der Kamera einzufangen. (Mal sehen was Photoshop noch aus den Aufnahmen rauskitzelt – wenn wir Zeit dafür finden.)

Das muss erst mal reichen – für Photoshop war noch keine Muße. Im Netzt gibt es tausendfach die exakt gleiche Perspektive.
Ich war so frei und habe ein bisschen an den Einstellungen gespielt – besser so?

Wieder früh ins Zelt (der Flug von Singapur ohne Schlaf hängt uns noch etwas nach), damit wir am Montag in aller Frühe auch noch erfolgreich den Haken hinter den fast wolkenfreien Kata Tjutas Sunrise-Point setzen können. Noch den obligatorische Basewalk (10km) um den Uluru absolvieren (zu Fuß eine sehr abwechslungsreiche, interessante Wanderung – aber im Ernst: mit dem Segway?! Irgendwo hörts auf!), Zelt abbauen und auf geht’s zur nächsten Attraktion „um die Ecke“.

Der Grad der Erosion ist sehr unterschiedlich. Nicht alle Bereiche darf man fotografieren.

Der Kings Canyon ist nur 330km entfernt. Ein Katzensprung. Unterwegs machen wir kleine Verfolgungsjagden mit der Drohne, die im Nationalpark leider Startverbot hatte. (Was uns natürlich nicht abgehalten hat, direkt außerhalb der Grenze mal kurz aufzusteigen und nach dem Rechten zu sehen.)

Die Sicht auf die Kata Tjutas von knapp außerhalb des Nationalparks.

Im Kings Canyon gibt es alles: Tankstelle mit Shop, Restaurant (einmal Pizza, Burger und Bier bitte), Sunset-Viewpoint mit Livemusik, Handyempfang mit 4G – aber kein/kaum Internetbandbreite, selbst Telefonieren geht nicht. Daher wird dieser Bericht euch auch erst etwas später ereilen! Sorry.

Natürlich wird auch das lokale Bier getestet.

Das frühe Ausstehen wird langsam zur Gewohnheit. (Ist ja auch sinnvoll, wenn hier gerade nur 11 Stunden zwischen Sonnenauf- und -untergang liegen und man nicht den halben Tag im Dunkeln verbringen will.) Sind also bereits um 7:00 Uhr in der Dämmerung auf dem Kings Canyon Rim Walk (ca. 8,5 km mit Abstechern). Noch so eine Wanderung, die im Sommer um 9:00 Uhr wegen Lebensgefahr gesperrt wird. Wir haben aber morgens im Winter noch angenehme Temperaturen (die im Laufe des Tages auf 29 Grad ansteigen werden) und genießen die phantastische Wanderung entlang des namensgebenden Canyons. Dummerweise muss man erst mal rauf auf den Canyon, dann die eine seite ablaufen, am Ende halb hinunter um darauf die andere Seite zu erklimmen und von dort zurück ins Tal. Der Winter war definitiv die richtige Entscheidung.

Der Sonnenaufgang gibt schöne Schattenmotive
Am Grund des Canyons erwartet den Wanderer eine kühle Oase.
Kings Canyon – Auszug
Diesmal fehlte Zeit und Muße – vielleicht beim nächsten Mal ;o)

Dann endlich der ersehnte „Ruhetag“. Der Nachmittag besteht nur aus Wäsche waschen, Bilder aussortieren (wir dünnen kräftig aus), kochen, schlafen und Jonathan programmiert weiter an seiner Minecraft Mod. Am Abend dann als Highlight Filmkonserve mit Popcorn.

Den Beamer bringen die Mädels mit. Solange „begnügen“ wir uns mit dem Notebook.

Der Mittwoch erwartet uns mit bedecktem Himmel und 20 Grad. Ab und zu tröpfelt es heute sogar. Assoziiert man jetzt nicht unbedingt mit der Gegend aber irgendeine Berechtigung muss das mit Abstand häufigste Verkehrschild („Floodway“), dass vor überfluteten Straßenabschnitten warnt, ja auch haben. Heute kommt der Abschnitt im Red Centre auf den ich mich schon lange freue: die ca. 150km lange Schotterstrecke des Mereenie Loops nach Herrmansburg. Endlich kommt unser 4WD zum Einsatz.

So macht Australien Spaß!

Wir haben viel Spaß und ein gutes „Jagdrevier“ für die Drohne. (Leider müssen wir uns auf einen Akku beschränken, da wir die nächsten Tage keine Lademöglichkeit haben – die Luxusprobleme heutiger Reiseblogger.) Die Freude wird kurz getrübt  – Wenn man schlau sein möchte und die Drohne nicht im roten Sand landen lassen sondern elegant aus der Luft fischen will, sollte man sich entsprechend konzentrieren und nicht unnötig in die Rotoren greifen. Keine Sorge, die Drohne ist heil geblieben, nur zwei meiner Finger sind etwas „schnittig“.

Der Ort des „Massakers“

In Herrmansburg gibt es auch endlich wieder relativ schnelles Internet!!! Daher hier eine „Blogpause“ bevor es weitergeht zum nächsten Highlight und Tagesziel, die Offroadtour ins Palm Valley entlang und im Flussbett des Finke Rivers. Wir werden berichten.

3 Gedanken zu „Das große rote Funkloch

  1. Moin, wir haben es uns hier in Wolfsburg gut gehen lassen und fahren jetzt weiter zum Seminargruppentreffen. Wir wünschen euch weiter so tolle Wanderungen und Erlebnisse. Behaltet eure Finger bei euch, die kann man nochmal brauchen. 👍😎

  2. Wirklich tolle Berichte von Euch. Und die Bilder sind echt super. Dieser Wasserfall im Flughafen ist der Hammer! Und steck die Finger nicht immer überall rein … oder ran. Eine Dose Australian Beer wäre doch was für das übernächste Tasting. Lg Felix

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