Rapa Nui
[Sebastian 14.08.2015]
Einsam, einsamer, Osterinsel. Entlegener geht es nicht. Angeblich ist die Insel am weitesten von jedem anderen besiedelten Ort der Welt entfernt (wenn man die 54 Hanseln auf der 2078km entfernten Insel Pitcairn mit ihrer besonderen Siedlungsgeschichte mal außen vor lässt). Aber nicht nur aufgrund ihrer Lage ist Rapa Nui (wie sie auch heißt) speziell.

Die wilden Pferde findet man überall auf der Insel.
Für alle interessierten Nicht-Hobby-Historiker ein kleiner Exkurs: (Die „Kulturbanausen“ können den folgenden Abschnitt auch überspringen. Ich weiß – macht ihr ohnehin.)
Die dreieckige Insel (162,5 km2) ist vulkanischen Ursprungs und war nie mit einem Festland verbunden. In Kombination mit der isolierten Lage entstand so das artenärmste Ökosystem in ganz Polynesien. Nicht einmal Kokospalmen gab es hier. Von Europäern wurde die Insel erstmals am Ostersonntag 1722 besucht. Zu diesem Zeitpunkt war die Insel schon 500-800 Jahre von den Rapa Nui besiedelt. Aufgrund der nichtschriftlichen Erzähltradition und dem fast vollständigen Aussterben der Ureinwohner (111 Überlebende 1877) ist nicht viel von deren Kultur bekannt. Auffallendstes Zeugnis sind die riesigen Steinfiguren (Moais), die entlang der ganzen Küste (mit Blick Richtung Insel) aufgestellt waren. Niemand weiß genau, welchen Zweck sie hatten, wie man die tonnenschweren Kolosse vom Steinbruch an die Küste transportiert oder wie man die ebenfalls tonnenschweren Frisuren/Hüte (die aus einem anderen, rötlichen Stein gefertigt sind) auf die Figuren gewuchtet hat. Die Forscher sind sich weitgehend einig, dass es schon vor Ankunft der Europäer einen gewaltigen Raubbau an den vorhandenen Ressourcen gegeben hat. (So wurde z.B. die ehemals dicht bewaldete Insel komplett gerodet.) Zudem gab es im 17. Jahrhundert einen (dadurch bedingten?) rapiden Kulturverfall mit vielen Stammeskriegen. In diesem Zusammenhang wurden die Moais systematisch umgestürzt und der Neubau kam sehr abrupt zum Erliegen. (Im Steinbruch sind Moais in den unterschiedlichsten Bauzuständen erhalten und einzelne befanden sich sichtlich auf Transport von der Baustelle.) Heute sind einige wenige Podeste (Ahu) wieder her- und ihre Moais wieder aufgerichtet worden.

Die Moais wurde sämtlich auf ihre Gesichter gekippt und die Hüte (?) rollten sonstwohin.
Durch die Verlegung unserer Flüge bleiben uns 3 Tage, um die Insel intensiv zu erkunden (und nebenbei unseren 5h Jetlag auszugleichen). Der einzige Ort Hanga Roa (ca. 5.800 Einwohner) ist schon am Anreisetag schnell erkundet und so geht es am Folgetag auf eine ausgedehnte Inseltour mit deutschem Guide. Sabine zeigt uns die interessantesten Ecken und wir haben ausgiebig Zeit, alles anzusehen (und abzulichten). Auch das Wetter spielt mit und begleitet uns den ganzen Tag über mit herrlichem Sonnenschein.

Ahu Tongariki wurde restauriert, 1960 von einem Tsunami zerstört und dann mit japanischer Hilfe nochmals restauriert.

Im Steinbruch Rano Raraku wurden die Moais zur Feinbearbeitung in Gruben aufgerichtet. Durch die Erosion ist heute nur noch der obere Hälfte der Figuren sichtbar.

Am Strand von Ahu Anateka fand gerade eine Hochzeit nach alten Riten statt.
Nach 2h Schlaf geht’s dann abends gleich weiter zu einem Umu (Essen aus dem Erdofen) mit anschließender sehr guter Tanzaufführung (cultural heritage show).

Die polynesische Kochkultur der Erdöfen heißt hier Umu und war wieder mal sehr lecker.

Immer wieder interessant zu sehen, wie ähnlich sich die polynesischen Kulturen sind. Es gibt aber auch immer deutliche Unterschiede zueinander.
Tags darauf lassen wir uns vom morgendlichen Regen nicht schocken und erkunden die Insel noch mal auf eigene Faust mit einem (sehr abgenuddelten) Mietwagen. Insbesondere der Steinbruch hat es uns angetan, so dass wir dort ein weiteres Picknick machen und noch etliche Fotos schießen.

Rano Raraku hat uns ganz besonders begeistert.

Am Ahu Anateka konnten wir sogar noch einen Cache heben. Die Palmen sind übrigens extra eingeführt und angepflanzt worden, um den Ort polynesischer wirken zu lassen.
„Auf keinen Fall den Sonnenaufgang am Ahu Tongariki verpassen“, meinte der Reiseführer – und vergaß zu erwähnen, dass die Sonne im Winter viel zu weit nördlich und damit unmöglich hinter den aufgereihten Steinfiguren aufgeht.

Die Sonne ging zwar nicht hinter den Moais auf, aber der Blick entlang der Küste war auch sehr stimmungsvoll.
Naja, immerhin sind wir früh wach und verpassen den Flieger nicht. Wobei das kaum möglich ist, immerhin informiert uns LAN freundlicherweise morgens per Mail, dass unser Flieger 3h später abheben wird. Solche Fährnisse können uns gerade auf dieser Strecke aber auch nicht mehr schocken. Bleibt also noch genug Zeit für ein Mittagessen auf Kosten der Airline (in einem Cafe 2km vom Airport entfernt, direkt neben unserer Unterkunft, die uns gerade erst zum Airport gefahren hatte) und ein paar Postkarten.

Im “officina de correos” waren Briefe an den Osterhasen ausgestellt.
Nachtrag: Als um 1:40 AM Ortszeit in Santiago de Chile unser Pickup-Service nicht am Airport war, schlich sich kurzzeitig wieder der Panikmodus ein. Glücklicherweise tauchte der Fahrer 10min später auf.
4 Gedanken zu „Rapa Nui“
Liebe Grüße Christina
DIE Figuren von “Ahu Tongariki” sind beeindruckend … haben uns beiden ein spontanes Toll (Dieter) und Geil (Anne) hervorgelockt. Schönes Foto :)))) – interessanter Artikel. Weiter tolle Abenteuer in Südamerika wünschen euch
OpaPa Dieter und OmaMa Anne