Maupiti

Maupiti

[Sebastian 25.07.2015]

Begeisterung, große Enttäuschung, kleines Malheur, riesen Aufregung, alles über den Haufen werfen, eine weitere Hiobsbotschaft, Ende gut, alles gut! Das war die Kurzform, aber der Reihe nach:

Nach einem kleinen Hüpfer von 15min, vorbei an der aus Fotobänden bekannten „Herz-Insel“ Tupai, erreichen wir ein Abziehbild von Bora Bora – in klein und schön.

Der Flieger drehte eine schöne Runde, so dass alle eine schönen ersten Eindruck bekamen.

Der Flieger drehte eine kleine Runde, so dass alle einen schönen ersten Eindruck bekamen.

Zu meiner Freude werden wir nach der obligatorischen Fährfahrt aufs „Festland“ mit Blumenketten begrüßt und zur Freude der Kinder auf der Ladefläche eines Landrovers zu unserer Unterkunft gefahren. Wir hatten ja schon tolle Behausungen in der Südsee, aber das hier zog uns glatt die Schuhe aus. Der große geräumige Bungalow mit Sonnendeck steht direkt am Strand mit Blick auf eine flache, farbenprächtige Lagune mit Riff und Motu im Hintergrund. Eine Kokosnusspalme gibt dem Ganzen den letzten Schliff. Wie aus dem Reiseprospekt.

Herzlich Willkommen auf Maupiti

Herzlich Willkommen auf Maupiti

Die erste Möglichkeit für eine Schnorcheltour zu den Mantas ist erst am Mittwoch möglich, also nutzen wir die Zeit bis dahin anderweitig. Wir waten ca. 500m durch das hüfthohe Wasser (begleitet von ein paar Rochen) bis zur gegenüberliegenden Motu und halten an der Riffseite Ausschau nach Walen. (Tine und ich sehen sogar ein einziges Mal einen Buckelwal in einiger Entfernung aus dem Wasser „springen“ – sagt man das so?) Die Insel eignet sich auch wunderbar zum drumherumradeln – wenn nicht dieser eine gemeine 80m Anstieg wäre (man fährt also entweder 8km ohne Berg – Mädels – oder 3km mit Berg – Jungs); wir brauchen ohnehin noch ein paar Lebensmittel und vor allem Baguette.

Ein Wanderausflug mal anders.

Ein Wanderausflug mal anders.

Die Kinder haben gleich den DVD-Player entdeckt und schauen an den Abenden passenderweise „Die Schatzinsel“, „Die Meuterei auf der Bounty“ (die sich unweit von hier ereignete) und „20.000 Meilen unter dem Meer“. Dank kostenlosem Internet können wir Filmjunkies uns auch endlich neuen „Stoff“ bei iTunes ausleihen. Zudem entwickeln sich die Kinder zu leidenschaftlichen und mittlerweile auch guten Doppelkopfspielern.

Leider gibt es bei einer Weltreise keine Sommerferien.

Leider gibt es bei einer Weltreise keine Sommerferien.

Dann ist endlich der Mittwoch da und wir können zu den Mantas (nach dem die ersten beiden Versuche auf Fiji misslangen) – dachten wir. Aber Familie Berg hat in der Südsee einfach ein Händchen für seltene Wetterphänomene. Obwohl es nicht übermäßig windig ist, schwappen riesige Wellen über das Riff und rollen über die ganze flache Lagune (angeblich sind das Ausläufer eines kleinen Seebebens). An einzelnen Gebieten sammeln sich die Einheimischen – und unsere Kinder – mit Bodyboards und Auslegerkanus und surfen auf den Wellen an den Strand. Durch den untypischen Seegang in der Lagune und die starke Strömung (da das Wasser nur durch eine schmale Öffnung wieder hinaus kann), sind die Sichtverhältnisse auf dem Niveau des Tankumsees. Ein Mal tauchen schemenhaft zwei Mantas für ein paar Sekunden in meinem Sichtfeld auf, die anderen sehen gar nichts – nur türkise Brühe. Das Schnorcheln im lokalen Coral Garden wie auch das Picknick auf einer Motu sind dann passenderweise auch nicht sehr begeisternd. Wir sind reichlich deprimiert. Die ganze Reise sind wir so vom Glück verfolgt, aber beim Wetter sind wir gerade etwas schneller.

Tine verschlingt ein Buch nach dem anderen. Mittlerweile sind wohl alle Verbrechen der Welt begangen und aufgeklärt worden.

Tine verschlingt ein Buch nach dem anderen. Mittlerweile sind wohl alle Morde der Welt begangen und aufgeklärt worden.

Tags darauf lenken wir uns auf dem lokalen Heiva-Volksfest ab. Sehr nett organisiert. Man kann aus Kokospalmenblättern Körbe und Hüte flechten (Jonathans neuestes Hobby), Speere auf Kokosnüsse schleudern oder am Bananenstaudenstaffellauf teilnehmen.

So einfach und erstaunlich stabil. Zumal das Baumaterial überall wächst.

So einfach und erstaunlich stabil. Zumal das Baumaterial überall wächst.

Wir lernen eine interessante Wurftechnik, die erstaunlich gut funktioniert.

Wir lernen eine interessante Wurftechnik, die erstaunlich gut funktioniert.

Meine Kinder überreden mich, beim Wettbewerb im Kokosnuss-Schälen-Öffnen-Und-Ausschaben teilzunehmen. Soweit sehr spaßig – bis beim Öffnen mit bloßen Händen ein übereifriger Helfer meint, ohne Vorwarnung auf meine Kokosnuss schlagen zu müssen. Leider war mein kleiner Finger noch unter der Nuss. Immerhin ist die Nuss hinterher offen (der Finger allerdings auch). Da wir ja quasi in Europa sind, ist natürlich sofort ein Sanitäter zur Stelle und behandelt die Blessur im topmodernen Krankenwagen. Wir nutzen die Gelegenheit und zeigen ihm Josephinas verstauchtes Handgelenk. (Sie hatte sich den Arm bei einem Sturz vor ein paar Tagen stark geprellt, war mittlerweile fast beschwerdefrei, allerdings sah der Arm irgendwie merkwürdig aus.) Eine kurze Untersuchung, ein sorgenvoller Blick und es war klar, dass wir das dem lokalen Doktor zeigen sollen – und zwar nicht irgendwann sondern sofort. Also fahren die beiden Mädels zwar nicht mit Blaulicht (was bei gefühlt zehn Autos und Tempo 30 auf der Insel auch etwas übertrieben gewesen wäre) aber immerhin mit dem großen Saniwagen los und kommen nach einer Weile mit einem eingegipsten Arm zurück: starke Indikation auf Bruch, der wahrscheinlich gerichtet werden muss, u.U. unter Vollnarkose. Genaueres kann man nur nach einer Röntgenuntersuchung in Papeete/Tahiti sagen.

Na prima, da kommen die grauen Zellen gleich wieder auf Trab. Immerhin wollten wir nach 33h Zwischenstopp in Papeete den einmal wöchentlich startenden Flug zur Osterinsel nehmen und weitere sechs Tage später weiter nach Chile fliegen. Zum Glück sind das auch nur die beiden teuersten Flüge der ganzen Reise – der Monopolstellung von LAN sei Dank. (Falls jetzt die Frage kommt: Ja wir denken auch an Josephina. Allerdings ist sie gerade beschwerdefrei, erträgt wie immer alles sehr tapfer und ist guter Stimmung. Zudem hat das hiesige Gesundheitssystem einen sehr guten Ruf.)

Das ergibt ein angenehm komplexes Optimierungsproblem:
Option 1: Sofort zurück nach Papeete (und hoffen, dass alles kurzfristig ambulant behandelbar ist)
Option 2: beide Flüge verschieben
Option 3: Wir trennen uns und die eine Hälfte fliegt schon mal vor nach Chile.
Zusätzlich klären, was bei der Krankenversicherung zu beachten ist, unseren Kinderarzt in Deutschland um eine Einschätzung bitten, selbst nach dem Krankheitsbild im Netz recherchieren (Je länger man sucht, desto dramatischer werden die möglichen Verletzungen.), die Stornierung der Unterkunft in Chile prüfen, den Sprachkurs absagen und wieder einen klaren Kopf bekommen.

Dass Option 1 ausscheidet, da alle Flüge ausgebucht sind, ist schnell geklärt. Die deutschen Hotlines der Fluggesellschaft und der Krankenversicherung stellen jedoch ein Problem – ups, natürlich eine Herausforderung – dar, da wir hier keinerlei Telefon haben und Mails sicher nicht schnell genug (immerhin kurz vor einem Wochenende) zielführende Antworten auf die vielfältigen Fragen liefern werden. An dieser Stelle kommt unser exzellentes Backoffice in der Homebase (tolle Anglizismen!) in Schwerin ins Spiel. Abends kontaktiert, wird alles (für uns quasi über Nacht) geklärt – und es wird eine neue Beinahekatastrophe aufgedeckt. Die Flüge lassen sich glücklicherweise kostenfrei verschieben – aber nicht für Josephina. Aufgrund eines internen Buchungsfehlers hat sie ein zwar bezahltes aber ungültiges Ticket zur Osterinsel. Die letzte Klärung dazu steht noch aus, aber wahrscheinlich müssen wir ein neues Ticket kaufen (ist schon reserviert) und das ungültige irgendwie erstatten lassen. Na das wäre ein Spaß geworden, wenn wir versucht hätten (um 01:00 nachts!) einzuchecken. So hat es im Nachhinein doch sein Gutes gehabt, dass ich mir den Finger habe zerquetschen lassen! Wir bleiben jetzt also noch zwei weitere Wochen bei den zwar nicht sehr polyglotten aber doch sehr polynesischen Franzosen. Tine wälzt gerade den Reiseführer, um herauszufinden, wie wir die Zeit nach Josephinas Behandlung sinnvoll nutzen können.

Ach ja, das mit den Mantas hat schlussendlich auch noch ein gutes Ende genommen. Heute haben wir einen weiteren Versuch gestartet und konnten an zwei verschieden Stellen insgesamt 7 Mantas sehen. Es war sehr beindruckend. Selbst Josephina konnte bei dem klaren Wasser die Tiere vom Boot aus beobachten.

Langsam und völlig entspannt "fliegen" die Riesen durchs Wasser.

Langsam und völlig entspannt “fliegen” die Riesen durchs Wasser.

Zeitweise warteten bis zu vier Tiere an den Korallen auf ihre Körperpflege durch die Riffbewohner.

Zeitweise warteten bis zu vier Tiere an den Korallen auf ihre Körperpflege durch die Riffbewohner.

Also, wie gesagt: Ende gut! Alles gut! (Wir drücken einfach die Daumen, dass Josephinas Arm bald wieder in Ordnung kommt.)

4 Gedanken zu „Maupiti“

Ingrid&Dieter

Liebe Kinder,
Ihr habt ja jetzt ein paar Tage nichts von euch hören lassen. Aber wir haben als Bannerbild ein ganz tolles Walfoto entdeckt. Wir hoffen mal, dass ihr das Glück hattet. Übrigens ist jetzt auch die Karte von Jonathan aus Atiu bei uns angekommen. Vielen Dank dafür.
Gute Besserung und eine schöne Weiterreise wünschen
Oma&Opa aus Schwerin

Sigrid

Gute Besserung für Josephina ,das ist das Wichtigste.Der Rest wird sich schon ergeben!Traumhaftes Umfeld habt ihr ,da kann man ins Träumen kommen!!L.G.Sigrid

Stefan

Hi Josephina,

na da sind wir aber froh, dass du keine Knickarm behalten wirst.
Wir hatten uns schon ein wenig Sorgen gemacht.
Wenn wir das alles richtig verstanden haben, wirst du, wenn dein Gips ab ist, einen geraden Arm und eine tolle Geschichte zum erzählen haben.
Wer kann schon sagen, dass er auf Tahiti in einem Krankenhaus war.

Auch wenn wir es Schade finden, dass wir auf deinen Gips nichts drauf malen können, hoffen wir doch, dass der Gips schnell ab, kommt.

viele Liebe Grüße
Katarina, Tavita, Fabi und Stefan

Anne und Dieter

Ihr Lieben,
ja – DAUMENDRÜCKEN – das tun wir jetzt auch, JOSEPHINA. Gute Besserung!!!!! … und dass alles so, wie es sein soll zusammenwächst. Du bist ganz schön tapfer!!! Und bei all’ euern Ab’s und Auf’s kommt Urbchens beliebter Spruch wieder mal zur Geltung: Wer weiß, wofür’s gut ist? … wie ihr ja auch schreibt. Alles, alles Gute für euch ALLE mit einem Dankeschön nach Schwerin – eure beiden Plauer
P.S. Alles Gute auch dem kleinen Finger.