Mt. Cook / Wanaka
[Sebastian 16.02.2015]
Die Fahrt von Akaroa nach Omarama (unserer Basis für die nächsten Tage) weckt viele Erinnerungen. Vor 17 Jahren bin ich diese traumhafte Route entlang der südlichen Alpen schon einmal mit dem Fahrrad gefahren. (Gerade die Anstiege kommen einem heute noch vertraut vor.)
Unterwegs kommen wir durch eine malerische Schlucht mit einem reißenden Fluss (Rakaia Gorge) und natürlich auch nach Tekapo am gleichnamigen See. Die Farbe des Sees ist an diesem sonnigen Tag fast unwirklich türkisblau – malerisch! Dazu noch die kleine Kapelle mit der Panoramascheibe hinter dem Altar und der Kitsch ist (vor allem für die Unmengen an asiatischen Reisebusgruppen) perfekt.

Ja, das Wasser ist wirklich so blau!
Wir tun den Kindern (und uns) einen Gefallen und spielen auf einer tollen Anlage direkt am See Minigolf. (Es kann natürlich nur einen Sieger geben!)

Die Anlage war sehr abwechslungsreich und bezog sich auf die lokalen Attraktionen.
Unsere Unterkunft bei Omarama ist ein Farmhaus, dass Tony gern mit Backpackern teilt. Bei unserer Buchung ist allerdings irgendetwas schief gegangen. Statt für vier gibt es freie Betten nur für eine Nacht. Aber gewohnt neuseeländisch unkompliziert organisiert Tony ein großes Zelt mit Pritschen und einem Haufen warmen Decken. (So kommen wir doch noch zum Zelten.)
Da das Wetter tags darauf regnerisch kalt ist, gewinnt die Schule mal wieder. Trotzdem besuchen wir am Nachmittag noch einen nahen Bergsee.

Statt Nessy gab es am Lake Ohau andere komische Geschöpfe.
Die nächsten Tage haben wir wieder traumhaftes Wetter und können wie geplant vom Mt.Cook Village in den Bergen wandern gehen. Die Anfahrt zum höchsten Berg Neuseelands dauert zwar ca. 80min (näher dran gab es einfach keine bezahlbaren Zimmer und der nächste Ort Twizel ist dann gleich ca. 60km entfernt – und war auch schon ausgebucht), dafür entschädigt die Fahrt entlang des riesigen (ebenso unnatürlich blauen) Lake Pukaki mit fantastischen Blicken mit dem Mt. Cook im Hintergrund.

60km Panoramablicke – fast so spannend wie die A2 nach Berlin.
Die erste Wanderung führt uns zum Hooker Valley am Hooker Lake gegenüber des Hooker Glacier (mit dem Mt. Cook im Hintergrund). Eine gemütliche, recht ebene Strecke über drei tolle Swingbridges.

Die Swingbridges tragen ihren Namen zu Recht (max. 20 persons)!
Die Kinder lösen unterwegs (und zurück im sehr interessanten Visitor Centre) verschiedene Aufgaben rund um die lokale Natur, um sich das offizielle Kiwi-Ranger Abzeichen zu verdienen. Jonathan entdeckt sogar noch einen Hang an dem die Büsche auf dem Geröll die Form eines riesigen Kiwis bildeten. Die Ranger im Visitor Centre waren von dem Beweisfoto begeistert. Die wussten noch gar nichts von ihrem Kiwi.

Stolze Kiwi-Ranger (und Kiwi-Entdecker)!
Am See erleben wir dann einen Abbruch der Gletscherkante. Selbst auf die große Entfernung (ca. 1-1,5km) kracht das ganz ordentlich und macht mächtige Wellen (die dann mit einiger Verzögerung bis an unser Ufer schwappten).

Was haltet ihr von unseren neuen Hüten?
Bei unserer zweiten Wanderung begleitete uns Katharina, eine sehr nette Bekanntschaft aus dem Backpacker, mit der wir tags zuvor schon ihren Geburtstag mit einem leckeren, gemeinsam gekochten Festmahl gefeiert hatten. Diese Tour war dann schon etwas anspruchsvoller. Es ging ca. 500 Höhenmeter in verschlungenen Pfaden eine Bergflanke hinauf zu zwei kleinen (eigentlich winzigen) Bergseen – den sealy tarns.

Auch wenn es hoch aussieht, an dem Fels war erst Halbzeit.
Die Aussicht von dort über den Mueller Lake (den es bei unserer letzten Tour vor 12 Jahren noch nicht gab und der erst durch den Rückgang des Gletschers entstanden ist) zum Hooker Valley und dem Mt. Cook entschädigte für die Strapazen. Die Kinder haben sich super geschlagen. Zwischendurch war Jonathan so weit vorgeeilt, dass wir ihn etwas einbremsen mussten. (Mist, jetzt können wir wohl endgültig die Kondition der Kinder nicht mehr als Ausrede nutzen. Da hilft nur Training, Training, Training.) Am vergletscherten Hang gegenüber konnten wir dann noch ein paar große Lawinenabgänge hören und sehen – beeindruckend.

Wir haben noch Bilder, da war statt des Sees nur Geröll mit ein paar Bächen dort unten.
Dann ging es auch schon weiter Richtung Süden nach Wanaka. Vorher machten wir allerdings noch ausgiebig Stop in einem Cafe in Omarama. Warum? Hier gab es kostenloses und unbegrenztes (ein wichtiger Zusatz in Neuseeland) WLAN. Wir haben beschlossen, den Kindern den Einstieg ins Englische zu erleichtern und einen Englischkurs für den Computer zu kaufen. 2,2 GB, einen großen Cappuccino und ein paar geduldige Stunden (gut für für Mails und Postkarten) bei perfektem Sommerwetter mit grandiosem Bergpanorama später waren wir endlich auf der Route. (Der Einsatz hat sich gelohnt: Die Kinder lernen jetzt mit Begeisterung und machen gute Fortschritte. Allerdings wird jetzt das Macbook immer begehrter, da wir beide auch tapfer spanisch lernen, um uns auf Chile vorzubereiten.)
Wanaka, malerisch am gleichnamigen See gelegen ist uns gleich sympathisch: Die Stadt ist übersichtlich. Es gibt gute Versorgungsmöglichkeiten. Man kann viel unternehmen – und es gibt ein Kino!
Natürlich erkunden wir The Puzzling World – ein Museum zu optischen Illusionen, einem riesigen Labyrinth und einer großen Lounge mit unzähligen Rätseln zum knobeln soviel man möchte.
Dass ich dann am Nachmittag noch ins Kino konnte, machte den Tag perfekt.

Puzzling World – ein El Dorado für Familie Berg.
Dann kam Tines Highlight – einen ganzen Tag Canyoning. Was das ist und wie es war, erzählt sie besser selbst:
[Tine]
Tja, was ist das eigentlich? Nun – stellt euch einen reißenden Fluss vor, der sich am Berg seinen Weg gebahnt hat, um ins Tal zu fließen. Dabei wechseln sich Wasserfälle, steile Strecken und Pools ab, die man mit dem richtigen Equipment überwinden kann – canyoning.
Aber nun von vorne. Seit langem sind wir mal wieder (mit Wecker) schon morgens um 7 Uhr aufgestanden – ungewohnt. Um 9 Uhr saß ich dann im Transporter, der uns zu einem Canyon westlich vom Lake Wanaka brachte. Schon die Anfahrt war malerisch schön. Am Fuß des Berges wurden wir dann mit dem entsprechenden Equipment ausgestattet (Fleecepulli, Neoprenanzug, Neoprenschuhe und -handschuhe sowie Turnschuhe). Und dann hieß es, neben der Schlucht hochkraxeln, damit man sich hinterher dort wieder abseilen und runterrutschen kann. (Von diesem anstrengenden Part hatte mir vorher niemand etwas verraten!) Aber es hat den Vorteil, dass einem oben angekommen extrem warm ist, bevor man dann in das wirklich eiskalte Gletscherwasser des Canyon eintaucht.

Wow, da kann kein Badeland mithalten!
Der obere Teil des Canyon ist sehr steil und technisch anstrengend gewesen – da kam mir meine Klettererfahrung zugute. Das Abseilen fühlte sich sehr vertraut an und ich konnte mich voll auf das Abenteuer Wasserfall konzentrieren. In den ersten Wasserfall mussten wir (wir sind übrigens nur zu zweit, was fantastisch ist, da es schnell vorangeht) direkt hinein – man sieht und hört nichts außer dem Lärm des Wasserfalls und das Wasser prasselt einem einfach gnadenlos von oben auf den Kopf. Kalt, aber eine tolle Erfahrung.

Ab hier heißt es Mund zu und schnell nach unten!
Der nächste Wasserfall ist dann der beste – nach einem kurzen Stück im Wasserfall geht es über eine Kante und man baumelt hinter dem Wasserfall – ein atemberaubender Anblick! Weiter unten warten dann noch einige Slides auf uns, die zwischen 2m und 5m lang und teilweise sehr steil sind, d.h. von oben sieht man nicht, wo man unten ankommt, aber zum Glück wartet immer ein großer Pool voller Wasser am unteren Ende, so dass man sicher aufgefangen wird.

Be careful – it’s a bumpy slide!
Ab und zu durften wir auch in die Pools springen (aus 2m bis 7m Höhe) – Nervenkitzel pur kann ich dazu nur sagen. Vollgepumpt mit Adrenalin sind wir nach ca. 3½ Stunden k.o. und glücklich wieder am Ausgangspunkt und lassen uns ein leckeres Picknick schmecken. Mein Guide empfiehlt mir dann auf der Rückfahrt den größten kommerziell in Neuseeland geführten Canyon mit einem 90m langen Wasserfall und einem 14m tiefen Sprung am Ende – vielleicht beim nächsten Mal 🙂
[Sebastian]
Derweil haben die Kinder sehr fleißig Schule gemacht und durften am Nachmittag auch in das Kino, das hier zurecht als Topattraktion bei Tripadvisor gelistet ist. Der kleine Kinosaal ist eine liebevolle Mischung aus normalen Kinosesseln (verschiedenster Ausführung), alten Couchen und zwei alten Cabrios. Der Film „Penguins“ (oder auf deutsch „Die Pinguine von Madagaskar“) begeistert die Kinder sehr. Sie verstehen auch schon erstaunlich viel von dem Gesprochenen (Jonathan etwas mehr als Josephina). Leider fällt der Kinoausflug der Eltern ins Wasser. „The Kingsman“ um 21:00 Uhr war ein Druckfehler und zu 50 Grauschattierungen konnten wir uns dann doch nicht durchringen. (Die Bewertung dieses Phänomens auf der InternetMovieDataBase ist sehr interessant: entweder 0 oder 10 Punkte – nichts dazwischen.)
Mittlerweile sind wir weiter über den Haast Pass an die Westküste gefahren. Aber das ist eine andere Geschichte … (den Rest kennt ihr ja.)
3 Gedanken zu „Mt. Cook / Wanaka“
@ Tine: Ein tolles Abenteuer, aber du wirst wohl ab jetzt jede Wasserrutsche todlangweilig finden 😉
Liebe Grüße und weiterhin so aufregende Erlebnisse,
Stefanie
haben heute in Funchal endlich ein Cafe gefunden, um euern abenteuerlichen Bericht zu “laden”. Es war, ist und bleibt spannend bei euch. Die Fotos sind ein Traum. Liebe Frühlingsgrüße von der Blumeninsel zum spätsommerlichen Neuseeland kommen von
OpaPaDieter & OmaMaAnne
wir wünschen euch weiterhin eine solch spannende Reise und viele Erlebnisse. 🙂