Cameron Highlands
[Christina – 16.01.2015]
Die Cameron Highlands sind ein Landstrich, der relativ zentral in Malaysia liegt und erst relativ spät besiedelt wurde. Dort gibt oder gab es nämlich richtigen undurchdringlichen Regenwald. Da mittlerweile die großen Bäume (Primärregenwald) an vielen Stellen abgeholzt sind, bleiben hauptsächlich Bambus- und Farngewächse (Sekundärwald) zurück und die Tiere haben sich sehr weit in den Wald zurückgezogen.

Da kann man schon mal aus der Puste kommen!
Da wir uns nun aber sozusagen im Dschungel befinden, buchen wir zwei geführte Touren und laufen selbst nur auf gut ausgebauten Wegen, um nicht verloren zu gehen. Wir wären nicht die ersten, denen das hier passiert. Die Touren bringen uns zu jeweils ganz besonderen Orten. Wir sehen die größte Blume der Welt – eine Rafflesia (auch wenn wir nicht das größte Exemplar sehen). Diese Blume kann bis zu einem Meter Durchmesser erreichen und blüht alle 3-4 Jahre für ca. 4-7 Tage. Es ist also nicht so einfach, eine zu Gesicht zu bekommen. Jeden Tag suchen die Orang Asli (die Eingeborenen) nach neuen Blüten, damit die Touristen dann gezielt dorthin laufen können. Für uns hieß das 8,2km Dschungeltrekking in straffem Tempo. Unser Guide hatte es ziemlich eilig und war offensichtlich sehr überzeugt von unseren Fähigkeiten, ihm über Bambusbrücken und steile rutschige Hänge hinauf zu folgen, denn gewartet hat er fast nie und wenn, dann nur bis wir wieder in Sichtweite waren. Naja, er hat uns anfangs erklärt, dass man möglichst nicht stehen bleiben soll wegen der Blutegel, aber dass er das so ernst nimmt… Obwohl es tatsächlich stimmte, dass bei kurzen Stopps sofort kleine Egel (ca. 3cm lang und sehr dünn) aus dem Boden krochen und sich auf uns „stürzten“. Letztendlich hatten wir das Glück, eine ca. 70cm große Blüte zu sehen, die 6 Tage alt war. Und ich war so stolz auf meine Kinder, dass sie diese Wanderung so gut gemeistert haben – im Gegensatz zu Josephina konnte ich am Ende nicht mehr hüpfen und rennen (wo nehmen Kinder nur diese Energie her?). Wir sind uns nun sicher, dass die Kinder fit sind für die geplanten Trekkingtouren in Neuseeland (wie es aussieht sind wir das schwächste Glied in der Kette).

“Unsere” Rafflesia
Mein persönlichen Highlight haben wir bei der zweiten Tour besucht – den Mossy Forest. Ein paar Meter abseits der Straße hat man sich dort wie im Märchenwald gefühlt. Alle Bäume waren von allen Seiten von Moos umringt und überall gab es fleischfressende Pflanzen, die von den Bäumen herabhingen. Richtig urig! Den Schlangen, die es dort geben soll, sind wir zum Glück nicht begegnet.

Ein Märchenwald mit fleischfressenden Pflanzen
Übrigens sind wir mit einer Art Landrover Defender gefahren, der hier das häufigste Fahrzeug ist (und dem Aussehen nach meistens mindestens 25 Jahre alt).

Ein solches Auto ist hier notwendig, um die steilen und teils schlechten Straßen zu bewältigen.
Außerdem waren wir noch in einer Schmetterlingsfarm. Dort gab es tolle und teils sehr große Exemplare – wirklich beeindruckend. Auch einen Skorpion und eine Eidechse durften wir auf die Hand nehmen. (Jonathan und ich waren so mutig, es mit dem Skorpion zu versuchen. Er war auch ganz brav.)

Unser Held des Tages!

Der hat extra für mich ganz still gehalten.
Und nun ein paar Infos für alle Teeliebhaber. In den Highlands wird sehr viel Tee angebaut – vor allem schwarzer Tee (da Pestizide eingesetzt werden, kann aus den Pflanzen kein grüner Tee mehr hergestellt werden; die Pflanze ist sonst die gleiche). Eigentlich ist die Teepflanze jedoch ein Baum, der künstlich kleingehalten wird (also eigentlich so etwas wie ein Bonsai, denke ich). Alle drei Wochen können die neu gewachsenen zarten grünen Blätter gepflückt werden. Bei sehr teurem Tee passiert das mit der Hand, damit nur die beste Ware in den Tee kommt. Das meiste wird jedoch mit Unterstützung von Maschinen oder komplett maschinell geerntet, je nach Gelände. In den Highlands müssen die Leute noch kräftig mit anpacken. Zwei Personen tragen dabei ein 15kg schweres Schnittgerät mit Gebläse und einem Sack hinten dran, wo der Tee gleich reingepustet und aufgefangen wird. Dann wird der Tee zerkleinert, fermentiert, getrocknet, in Beutel abgefüllt und schon ist er fertig. Die Plantage, die wir besucht haben (BOH Tea Estate), rühmt sich damit, dass sie immer noch die Maschinen aus den 30er Jahren benutzt. (Andererseits haben einige unserer Pressen bei VW ja auch schon einiges auf dem Buckel.) Neu waren nur die Hinweistafeln und die überhängende Terrasse mit tollem Blick auf die Teehügel.

Tee soweit das Auge reicht.
Aber nicht nur Tee wird in den Highlands angebaut, sondern auch viel Obst und Gemüse. Leider verschandeln diese Plantagen das Bild der welligen bewaldeten Hügel, da alles in Gewächshäusern gezüchtet wird. So sieht man oftmals nur großflächig Plastedächer, die den Wald verdrängt haben, selbst an sehr steilen Hängen. Schade. Aber auch gut für uns, denn so hatten wir unsere (Anmerkung Sebastian: viel zu kurze) Erdbeersaison dieses Jahr in den Highlands und haben uns jeden Tag die süßen Früchte schmecken lassen.

Verschandelung der schönen Landschaft
Mittlerweile sind wir wieder zurück in Kuala Lumpur. Die Busfahrt führte vorbei an schönen Wasserfällen und einigen Orang Asli Dörfern. Das sind immer kurze Einblicke in eine ganz andere Welt. Am Straßenrand sah ich beispielsweise eine uralte Frau, die einen riesigen Korb mit Feuerholz auf dem Rücken hatte und eine dicke Zigarre im Mund und ganz gemächlich in ihr Dorf wanderte. Da habe ich mich wie eine Zeitreisende gefühlt.
Insgesamt war die Busfahrt aber diesmal relativ ereignislos (im positiven Sinne, endlich hat mal alles geklappt!) Naja, fast alles. Bei unserem ersten Stopp in Kuala Lumpur (wir wollten noch bis zur Endhaltestelle fahren) musste Jonathan so dringend, dass ich dem Busfahrer kurz Bescheid gesagt habe, dass wir auf Toilette gehen. Er war nicht sehr begeistert davon, aber so war es sicherlich besser als ein nasser Bus. Als wir zurückkamen (Jonathan hat sich echt beeilt, wir haben keine 2 Minuten gebraucht), sah ich den Bus gerade noch wegfahren und habe fast einen Herzinfarkt bekommen. Sebastian und Josephina würden hoffentlich versuchen, den Fahrer aufzuhalten, dachte ich – bevor ich sie dann zum Glück auf dem Bussteig stehen sah. Ein weiterer Stein fiel mir vom Herzen als ich dann auch unser Gepäck dort sah.
Also haben wir erst einmal in der an die Busstation angrenzenden Mall Mittag gegessen und sind dann in die Unterkunft gefahren, wo Sebastian sich endlich ins Bett legen konnte. Er hatte sich einen ganz üblen 24-Stunden-am-Stück-läuft-die-Nase-Schnupfen eingefangen. Außerdem müssen in der Unterkunft in den Highlands Bettwanzen gehaust haben, die es aber auch nur auf Sebastian abgesehen hatten. Seine Arme waren komplett übersät mit den Bissen dieser kleinen Mistviecher und das Jucken war wohl kaum auszuhalten. Ich bin froh, dass es ihm nun wieder besser geht und er wird wohl über den nächsten Mückenstich nur lachen können.
4 Gedanken zu „Cameron Highlands“
ich war bestimmt der Erste, der euren neuen Beitrag gelesen hat. Am Freitag morgens um 5:30 Uhr im Bus auf dem Weg zum Bahnhof. Ich hätte fast das Austeigen verpasst, so spannend war der Beitrag. Mutti hat dem Blog dann nach der Arbeit mit großem Interesse gelesen. Über die eingestellten Bilder freuen wir uns auch jedesmal. Man sieht, dass die Kinder sich in dieser Zeit weiterentwickeln. Viel Spaß noch in Malaysia wünschen
Ingrid&Dieter
toll, dass ihr diesen spannenden Bericht noch (wieder)gefunden habt. Das nicht zu erfahren und die phantastischen Bilder nicht zu sehen, wäre echt schade gewesen!
Viel Spaß weiterhin und liebe Grüße
Henning
Eure OMaAnne, OPaDieter & Carlchen
P.S. Tine, ich finde den Schmetterling
auch traumhaft schön.